M. Scherger, 2023
Unsere Geschichte 1
Bubi - Unser erstes eigenes Pferd
Die Liebe zu den Pferden ist in unserer Familie in fast jeder
Generation zu finden. Entweder privat, landwirtschaftlich, sportlich
oder auch zu Zeiten der Weltkriege.
Meine Kinder Nina und Niki haben ihre Liebe zu den Pferden bei den
Ponys unserer ehemaligen Nachbarn entdeckt. Meine Tochter Nina
war damals hellauf begeistert davon und aus Trotz, weil Nina reiten
durfte, hat auch meine Tochter Niki damit begonnen zu reiten.
Daurch kamen wir auch zum Unterricht auf den Islandpferdehof
Schweinbachhof. Hier sind wir den tollen Pferden der Kelten
vollends verfallen.
Auch meine Söhne Martin und Andy haben auch angefangen zu
reiten.
Meine Tochter Niki ist nun ausgebildete Pferdewirtin und mein Sohn
Martin ist ausgebildeter Landwirt.
Im Jahr 1998 kauften wir unseren Bubi bei einem Händler. Eigentlich suchten wir ein Shetlandpony, da die Kinder noch recht klein waren.
Gekauft haben wir einen Konik. Der Händler beschrieb das Pferd als lieben Kerl, der schon geritten und gefahren worden war. Da ich
nichts auf solche Aussagen gebe, habe ich mir den grauen Kerl genauer angeschaut. Ich war sofort von dem grauen Süßen mit den
strahlenden Augen angetan. Er legte seinen Kopf in meine Hand und ich war hin und weg.
Die Papiere hatte der Händler nicht und so wusste keiner, wie er heißt. Wir probierten verschiedene Namen aus, aber wenn man Bub,
Buale oder Bubi sagte, hat er reagiert. Also war er von nun an unser Bubi.
Die Geschichte von Bubi
Am Anfang war unser Bubi ängstlich und wir waren noch recht unerfahren. Aber da er ein echt toller Kerl ist, sind wir super
miteinander klar gekommen. Er hat von uns gelernt und wir von ihm. Ich habe ein gutes Gefühl für Tiere und weiß instinktiv, wie ich sie
behandeln muss.
Wir haben ihn auf dem Schweinbachhof bei Birgit Hör ausbilden lassen. Sie meinte damals: Er ist ein richtig toller Kerl. Wenn du sein
Vertrauen erst mal hast, geht er für dich durchs Feuer.
Dieser Satz hat sich oft bewahrheitet. Deshalb möchte ich die Geschichte von unserm Bubi erzählen und später noch ein paar kleinere
Geschichten aus unserer Erfahrung mit den Pferden.
Wir nahmen am Unterricht und an Kursen teil und an Ausritten in den schönen Wald der Augsburger Stauden. Wir wollten alles lernen
was mit Pferden und Reiten zu tun hatte. Mich interessierte aber vor allem das Verhalten der Pferde. Ich bin fasziniert von der
Körpersprache und dem Verhalten von Pferden. Stundenlang stand ich am Paddock und beobachtete die Pferde. Die damalige Aushilfe
Elke brachte uns viel über das Verhalten der Pferde untereinander bei und wir halfen ihr dafür gerne bei den Arbeiten im Stall.
Im folgenden Jahr hatten wir unverhofft die Möglichkeit, unseren Bubi zu uns ins Dorf zu holen in einen eigenen Stall. Damit begann
unser Weg zum Stübleshof.
Da aber ein Pferd alleine nicht gehalten werden soll, weil Pferde Gruppentiere sind, suchten wir uns ein zweites Pferd. Lanciano war ein
Pony, dessen Rasse uns niemand sagen konnte. Ausgesehen hat er wie ein kleiner Andalusier, war aber ein Pony. Er war sehr frech und
überhaupt nicht erzogen. Er hat sich so aufführt, dass der Hufschmied den Huf nicht mehr beschlagen konnte. Bei diesen Eskapaden
hat er mich am Arm getroffen. Weil der Schlag Schmerzen verursachte habe ich einen Salbenverband angelegt.
Als ich später wieder im Stall war, kam Bubi zu mir und schnüffelte an meinem Arm. Er schien zu fragen, was ich denn da hätte. Ich
habe mir nichts dabei gedacht, als ich sagte: das war der eine Depp, der unten auf der Koppel rumspringt. Bubi macht kehrt, fegt aus
dem Stall auf die Koppel und hat den kleinen Lanciano verdroschen. Ich war total perplex und konnte es nicht fassen.
Ein anderes Mal ist meine Tochter ist auf Bubi im Dressurviereck geritten. Ich habe von außen Anweisungen gegeben was mir halt
gerade so aufgefallen ist. Unser Bubi hat alles gemacht. Er ist sogar rückwärts zwischen den Stangen gelaufen. Auch die anderen
Sachen, die wir aufgebaut hatten zum Ausprobieren hat er super gemacht trotz Unsicherheit des Reiters. Als Belohnung wollte er nicht
wie erwartet ein Leckerli, sondern von mir in den Arm genommen und verwöhnt werden. Mit solchen Aktionen verblüffte er uns immer
wieder.
Unser Bubi hat schon auch immer wieder mit kleinen Dingen ausprobiert, wer von uns beiden der "Herr" im Haus ist. Aber so konnten
wir gegenseitig viel voneinander lernen.
Unser erster Isländer und der erste eigene Stall
Weil wir ja eine so schöne Wiese mit Stall hatten, kauften wir uns unseren ersten Isländer. Eine Stute Namens Norn vom Atzenberg,
genannt Hexe. Aber da der Besitzer des Stalls auf einmal alles anders wollte, mussten wir mit unseren Pferden Hals über Kopf wieder
auf den Schweinbachhof. Die Stute konnte ins Paddock zu den anderen Stuten, die beiden Wallache mussten erst mal extra stehen.
Unsere Hexe war ein gut ausgebildetes junges Islandpferd. Sie war schnell und konnte „mit dem kleinen Finger“ gelenkt werden. Sie
konnte schnell die Sympathien von allen einheimsen. Eine Zeit lang lief sie im Schulbetrieb mit und war bei den Schülern sehr beliebt.
Auch die Reitabzeichen hat sie mit den Schülern mit gemacht. Die Einstellkosten für 3 Pferde waren für uns aber zu hoch, deshalb
haben wir die Hexe an den Schweinbachhof verkauft. Leider haben wir vergessen, den Passus in den Vertrag einzufügen, dass wir das
Rückkaufsrecht an ihr behalten wollen. Bis wir mitbekommen haben, dass der Schweinbachhof die Hexe verkauft hat, war es zu spät.
Sie hat aber einen guten Platz bekommen und einer jungen Züchterin geholfen, sich einen schönen Hof mit Pferdezucht aufzubauen.
Lanciano - unser erster Kumpel für Bubi
Lanciano hat sich auf dem Hof anfangs aufgeführt, als wäre
er der allergrößte, tollste und schönste Hengst. Im
Roundpen (ringsum hoch geschlossen) wollte er fast durch
die Wand. Beim nächsten Versuch habe ich einfach meinen
Hund (war damals noch ein kleiner Welpe) mit rein
genommen und in die Mitte platziert. Auf einmal konnte
Lanciano zuhören und war folgsam. Man kann in so einem
Bericht leider nicht alle Kleinigkeiten aufführen, die im
Leben passieren. Aber Bubi und Lanciano wurden zu sehr
zuverlässigen und allseits beliebten Pferden auf dem Hof.
Bubi durfte auf längere Wanderritte mit und Lanciano hat
sich in der Bodenarbeit bewährt und ließ sich von mir die
Hufe ohne Probleme raspeln und vom Schmid schneiden.
Der Hofbesitzer hatte fast Tränen in den Augen, als wir
Lanciano wegen der hohen Einstellkosten wieder verkaufen
mussten. Er hat später in Niederbayern seinen passenden
Menschen gefunden.
Unsere weitere Reise mit Bubi
Geblieben ist uns unser Bubi. Dieser Charmeur war sehr beliebt bei den Kids und wir hatten sogar ein paar Reitbeteiligungen für ihn.
Einen Tölt wie die Isländer hatte er nicht. Aber er hat ein paar andere Gangarten gehabt wie z.B. den Jog, was wir anfangs gar nicht
wussten. Und er konnte galoppieren! Wow, hatte der ne Kraft!
Bubi war in der Wallachherde einer unter den 5 ranghöchsten Pferden. So hatte er mal einen Biss an der Haut, wo irgendwann einmal
die Hoden drin waren. Da ich gelernte Krankenschwester bin, kann ich solche kleineren Verletzungen selbst behandeln. Die Wunde
säubern ließ er mich ja noch machen, aber als ich die Jodsalbe auftragen wollte, hat er versucht, meine Hand mit dem Hinterhuf
wegzuschlagen. Daraufhin habe ich den Vorderhuf hoch gehalten und wollte wieder die Jodsalbe auftragen. Aber dieser kleine Spitzbub
hat trotzdem versucht, meine Hand wegzuschlagen und stand nur auf 2 Beinen auf einer Seite! Hätte er kein Vertrauen zu mir gehabt,
hätte er es nicht gewagt, auf 2 Beinen zu stehen, da ein Pferd immer Angst hat umzufallen, wenn es die Beine nicht über Kreuz stellen
kann um das Gleichgewicht zu halten.
Bubi – ein starker Charakter und Vertrauenspferd
Eines Tages hat mich der Hofbetreiber angerufen, dass ich gleich kommen soll, Bubi hätte eine Verletzung an der Nase. Habs mir
angeschaut und einen Tierarzt gerufen, da die Wunde doch recht tief und dreckig war. Bubi bekam eine Sedierung und die Wunde
wurde gesäubert und genäht. Aber ich hatte schon das Gefühl, dass das nicht alles war. Und mein Gefühl hat mich nicht getäuscht.
Zwei Tage später ging die Naht auf. Da ich auch nichts anderes machen konnte als der Tierarzt und Wundversorgung mein Beruf war,
behandelte ich meinen Bubi selber. Ich machte die Fäden vollends raus, reinigte die Wunde mit Wasser und Betaisadonnalösung.
Ein Verband an der Oberseite der Nase ist nicht machbar. Darum klatschte ich einen Tupfer mit Jodsalbe auf die Nase, der so lange
drauf blieb bis er runter fiel. Bubi stand nur mit dem Halfter da. Er hatte keinerlei Sedierung oder so!
Auf diese Weise habe ich die Nase zweimal am Tag über einen Zeitraum von ca 14 Tagen behandelt. Bubi war sehr brav und bekam
als Belohnung ein Leckerli. Die Stallbesitzerin konnte nicht fassen, dass Bubi so ruhig stehen bleibt und sich behandeln lässt ohne
Medikamente zu bekommen. Die Wunde sah gut aus und begann zu heilen. Als Bubi nun nach der Belohnung verlangte, wusste ich,
jetzt ist es Zeit, mit der Belohnung aufzuhören.
Die Wunde war inzwischen sauber, aber noch feucht und deshalb wurde sie dann mit Traubenzucker (altes bekanntes Hausmittel in
der Homöopathie) behandelt. Dann heilte die Wunde richtig rasant. Innerhalb von 3 Tagen war die mehr als 5 DM-Stück große Wunde
fast zu. Heute sieht man kaum mehr eine winzig kleine Narbe auf der Nase.
Mein kleines Schlitzohr musste einmal für ein paar Tage in eine Box, weil er sich am Huf verletzt hatte. Das hat ihm natürlich nicht
gefallen und er hat die Box auf gemacht. Abgehauen ist er nicht, er ist nur nach draußen auf den Anbindeplatz gegangen. Deshalb hat
das den Hofbesitzer nicht weiter gestört. Jedes Mal wenn er ihn wieder in die Box brachte, machte Bubi sie wieder auf und spazierte
wieder nach draußen.
Eine Zeitlang hat sich meine Tochter Niki mehr um ihn gekümmert, weil ich aus gesundheitlichen Gründen weniger Zeit hatte. Das hat
er mir übel genommen und war beleidigt. Er hat Niki nachgeschrien und mich ignoriert. Aber unser Bubi ist nie lange nachtragend.
Bynja vom Ponsheimer Hof - Unser 2. Islandpferd
Im Jahr 2000 waren wir immer noch auf dem Schweinbachhof und
haben wieder eine Islandstute namens Brynja gekauft. Die Hofbesitzerin
zeigte mir das Pferd, als es schlafend auf dem Boden lag. Sie meinte, die
Stute wär ein Fels in der Brandung. Brynja schaute mich verschlafen an
und ich wusste, das ist das richtige Pferd. Meiner Tochter Niki sagten wir
erst mal nichts davon. Wir ließen Niki das Pferd im Unterricht und im
Gelände ausprobieren. Sie war hellauf begeistert. So haben wir alles was
wir hatten zusammen gekratzt und kauften Nikis Schatz. Brynja war
wirklich ein Fels in der Brandung! Sie hat uns über viele Jahre hinweg
treu und liebevoll begleitet. Sie wurde nur verkauft, weil der Stall
aufgelöst werden musste und wir keine andere Wahl hatten.